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Familienforschung

Mein Ur-Ur-Urgroßvater Joseph Fecke,

Bauunternehmer (*09.09.1830, +01.11.1885)

Meine Recherchen zur Abstammungslinie Fecke haben einen nahezu vollständigen Stammbaum ergeben. Joseph Fecke wird am 09. September 1830 in Warburg geboren und dort am 14. September in der Altstadt-Kirche St. Marien getauft. Seine Eltern sind der Eisenbahnarbeiter Joseph Fecke (*1793) aus Asseln und Elisabeth Kröger (*1792) aus Warburg, die im Oktober 1827 an selber Stelle vermählt wurden. Joseph Fecke nimmt (Maria) Catharina Westermann aus Lette (bei Clarholz) zur Frau. Im Mai 1858 wird ihre einzige Tochter (Catharina) Elisabeth Fecke, meine Ur- Urgroßmutter, in Kirchen an der Sieg geboren. Die Stadt Kirchen liegt rund 150 Kilometer von Warburg entfernt im Siegerland. Wieso sie gerade dort geboren wurde, hängt vermutlich mit den beruflichen Umständen meines Ur-Ur- Urgroßvaters zusammen. Meine Recherchen in historischen Kirchenbüchern haben ergeben, dass schon Josephs Vater als "Eisenbahnarbeiter" tätig war. Joseph Fecke selbst wird in Unterlagen und Urkunden zunächst als "Eisenbahnarbeiter", später als „Bauunternehmer“ geführt. Warum also Kirchen an der Sieg? Ende der 1850er Jahre wird eine Bahnverbindung von Cöln-Deutz nach Gießen gebaut. In Kirchen bildet sich ein Komitee, welches sich „aufs eifrigste für den Eisenbahnbau von Deutz durchs Siegtal über Betzdorf nach Gießen einsetzt.“ Es soll ergänzend zu den ersten Planungen zusätzlich die Stadt Siegen und damit gleichzeitig die bestehende Montanindustrie der umliegenden Täler über eine Nebenbahn an die Steinkohlezechen im Ruhr-Revier angebunden werden. Gemäß einem im Juni 1856 abgeschlossenen Staatsvertrag wurde diese Streckenführung beschlossen, die private Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft (CME) übernimmt den Bau der Strecke ab 1857. Auch wenn ich in alten Geschichtsbüchern keine konkrete Namensnennung Feckes finden konnte, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass Joseph Fecke an dem Bau der Strecke beteiligt war und sein (mehrjähriger) Aufenthalt in Kirchen der Grund für den weit von Warburg entfernten Geburtsort der Tochter ist.
Blick auf Warburg, Geburtsstadt von Joseph Fecke.
Blick auf meinen Stammbaum Joseph Fecke (*1830 +1885) | Elisabeth Fecke (*1858 +1930) | Maria Beykirch (*1886 +1955) | Johannes Schmiemann (*1915 +1971) | Gerda Schmiemann (*1945) | Daniel Westphal (*1975)
Eisenbahnbau im Siegtal Auf einer Länge von 166 Kilometern, eingeteilt in 22 Bau-Sektionen, wurde das neue Schienennetz zwischen Cöln-Deutz und Gießen errichtet. Dabei stellte das Gelände des Siegtals hohe Anforderungen an die Ingenieure und Techniker. Allein auf dem Teilstück zwischen Siegburg und Betzdorf musste man 24 Sieg-Brücken und 7 Tunnel bauen, um die Strecke dort herführen zu können. Bei Windeck bediente man sich einer ausgefallenen Lösung. Um zwei Brücken zu sparen, wurde 1858 die Siegschleife beim Ort Stein durchschnitten. Durch Sprengung entstand der Siegwasserfall. Die Siegschleife wurde trocken gelegt, so dass die Eisenbahnstrecke dort entlang geführt werden konnte. Die Kosten für die Hauptstrecke Deutz – Giessen und die Stichbahn Betzdorf – Siegen wurden von der CME mit 20 Millionen Taler veranschlagt. Am 28. Dezember 1860 fuhr die erste Lokomotive probeweise in den Siegener Bahnhof ein. Mit der neuen Eisenbahn konnte man nun in 2,5 Stunden von Siegen nach Köln am Rhein reisen. Die Postkutsche hatte für diese Strecke 15 Stunden benötigt.
Konkreter stellt es sich einige Zeit später bei einer anderen Baumaßnahme dar. In einem historischen Zeitungsartikel aus dem Cochemer Anzeiger vom 29.12.1860 finde ich die Annonce des Unternehmers Joseph Fecke, der in Burgen an der Mosel 200 Arbeiter für den Straßenbau sucht. Zu der damaligen Zeit handelte es sich um wichtige Infrastruktur- Projekte, um die Weinbauern der Mosel verkehrstechnisch besser anzubinden. Bei den in den frühen 1850er Jahren begonnenen Straßenbauarbeiten an den Moselufern half ein Teil der Winzer mit. Die Weinernten waren zu dieser Zeit aufgrund Schlechtwetters erbärmlich, weshalb viele von ihnen bereit waren, die von Staatswegen ausgeführten Arbeiten zu übernehmen. Die Mehrheit der Bevölkerung musste sich den Lebensunterhalt abseits des Weinanbaus verdienen. 1857 trat Besserung ein. Es gab in diesem und in den Folgejahren reichliche Weinernten, die
zu hohen Preisen verkauft werden konnte. Die Schuldenlast der Winzer und der Gemeinden sanken, so dass ein Teil der Erlöse für zusätzliche Straßenbauprojekte verwendet werden konnte. Wo genau und in welchem Umfang Joseph Fecke für den Straßenbau verantwortlich war, kann ich nicht nachweisen. Ich bleibe aber „dran“. Wann und weshalb der Umzug nach Münster stattfindet, kann ich zeitlich aber grob einordnen. Erstmalig tauchen die Namen Joseph und Elisabeth Fecke in historischen Einwohnerverzeichnissen um 1875 auf. Sie beziehen zusammen mit Tochter Catharina Elisabeth zunächst eine Wohnung in der Windstraße 22 (später Weseler Chaussee; heute Weseler Straße), ungefähr in Höhe des heutigen Restaurants Spatzl, also in Aaseenähe. Im Mai 1880 erfolgt der Umzug in die Scheibenstraße A 4. 1883 heiratet Elisabeth meinen Ur-Urgroßvater Johann Beykirch, Sergeant im 22. Feld-Atillerie-Regiment. Zu Johann Beykirch habe ich eine separate Familiengeschichte verfasst. Joseph Fecke stirbt am 1. November 1885 in Münster. Die Beisetzung findet in St. Ludgeri statt. Seine Frau Catharina verstirbt im Alter von 64 Jahren am 21. Januar 1890 an den Folgen eines Schlaganfalls. Der Eisenbahn- und Straßenbau zählt zu den großen technischen Errungenschaften der damaligen Zeit und hat insbesondere in ländlichen Regionen zu Wachstum und Wohlstand geführt. Sowohl die Eisenbahnlinie des Siegtals als auch die Moselstraße sind heute noch viel frequentierte Verkehrswege.
Eisenbahnstrecke in Kirchen an der Sieg, um 1900
Die Altstadtkirche (links) von Warburg. Hier wurde Joseph Fecke am 14. September 1830 getauft.