Reisetagebuch: Dänemark 2010 - “Entschleunigen” leicht gemacht
Mehr als acht Monate sind seit unserem letzten Urlaub vergangen. Um so sehnlicher wünschten wir uns
schon Anfang des Jahres den Mai herbei. Es geht nach Dänemark, in die Region Westjütland, alles in
allem rund sieben Autostunden von Münster entfernt. Bei Esmarch haben wir ein schönes, großzügiges
Ferienhaus für eine Woche gemietet. Es liegt in der Siedlung Bjerregard und wird im Westen
eingerahmt von der Nordsee, sowie dem
Ringkobing Fjord im Osten.
Also heisst es Selbstverpflegung und ein
paar Dänische Kronen besorgen, das
Auto vollpacken und los. Neben den
Utensilien für eine Woche Ferienhaus-Aufenthalt haben wir
außerdem einige Wünsche im Gepäck, so zum Beispiel
möchten wir eine Angeltour starten. Also kommt die
Angelausrüstung auch noch mit ins eh schon zu vollgepackte
Auto.
15.05.10: Anreise nach Bjerregard
Wir starten morgens um 8 Uhr. Das Auto ist vollgepackt mit
allem, was man für sieben Tage so benötigt. Auch die
Angelausrüstung ist dabei. Es kann also losgehen. Für die 630
Kilometer benötigen wir rund acht Stunden, genügend Pausen
mitgerechnet. Mittags erreichen wir Flensburg und nutzen die
Gelegenheit, ein paar Schritte am Hafen zu flanieren.Wie wir
erfahren, findet dieses Wochenende das Hafenfest statt und so schlendern wir an alten
Segelbooten, diversen Buden und einer netten Hafenkulisse vorbei. Gestärkt mit einem
Krabbenbrötchen und neuen Eindrücken verlassen wir aber recht schnell wieder die Stadt und legen die letzte Etappe bis
Bjerregard in einem Stück zurück.
Die Schlüssel zum Ferienhaus erhalten wir in der Esmarch-Verwaltung direkt in Bjerregard. Man empfängt uns sehr
freundlich, der Rest ist schnell erklärt. Gegenüber beim Kaufmann besorgen wir Kaminholz. Da es heute draußenregnerisch
und kalt ist, probieren wir gleich den Kaminofen aus und lassen den ersten Abend - erschöpft nach der langen Fahrt - ruhig
ausklingen.
16.05.10: Erkundungstour nach Hvide Sande
Es regnet! Und stürmisch ist es auch. Laut Wetterbericht zieht ein Tiefdruckgebiet über Westdänemark hinweg. Und erst
gegen Abend soll es besser werden. Kein so toller Start in die Woche. Aber wir machen das Beste draus. Mit Regenkleidung
lässt sich jedes Wetter in den Griff kriegen.
Wir fahren nach einem schönen Sonntagsfrühstück mit dem Auto nach Hvide Sande. Wir parken am Hafen und gehen
zuerst zur Mole, um den Anglern beim Heringsangeln zuzuschauen. Es ist schon ein Schauspiel, wie manchmal im
Sekundentakt die silbrig glänzenden Heringe per Angel an Land geholt werden.Nach einem kurzen Besuch im örtlichen
Touristenbüro nebst Erkundung des Aquariums ziehen wir es dann aber vor, uns in einem schönen Café weiter
aufzuwärmen. Zwei Latte Macchiato helfen dabei und schmecken gut. Vor Ort besorgen wir uns noch eine kleine Portion
Räucherfisch und eine Schale Garnelen und genießen alles Mittags wieder in unserem Ferienhaus. Regenwetter ist
Saunawetter. Und so beschließen wir, die hauseigene Sauna in Betrieb zu nehmen. Damit ist der Nachmittag schnell rum.
Als sich das Wetter langsam bessert, nutzen wir dies für einen kleinen Spaziergang zum Fjord. Hier weht nur noch ein
mäßiges Lüftchen um die Schilfrohre. Die Abende sind hier im Norden länger hell als im südlicher gelegenen Deutschland.
Dies nutzen wir Abends für einen abschließenden Strandspaziergang.
17.05.10: Heringsangeln in Hvide Sande
Nachdem wir uns gestern mit dem Heringsangeln “theoretisch” vertraut gemacht haben, geht es heute an die Umsetzung.
Ein Wochen-Angelschein ist für 110,- DKr schnell erworben und ausgerüstet mit einer Hochseeangel, Paternoster und
Heringsblei kann es losgehen. Wir suchen uns einen Stehplatz an der Mole und schon nach einigen Würfen zappelt der
erste Hering an der Schnur. Weitere folgen, so dass wir nach einer guten Stunde 12 Fänge zu verzeichnen haben.Wir sind
ganz schön stolz auf unseren ersten Erfolg. Allerdings fangen alle gut. Dies liegt daran, dass Mitte Mai große
Heringsschwärme den Weg von der Nordsee in den Ringkobing Fjord suchen. Diese ziehen an der Mole in Hvide Sande
vorbei, an der dutzende Angler genau diesen Moment abpassen. Einige von Ihnen sind schon seit früh morgens hier und
haben fast hundert Fische gefangen.
Wir nehmen unser Dutzend - selbst ausgenommen - mit nach Hause und bereiten es mit einer Marinade aus Öl, Kräutern,
Salz und Pfeffer frisch zu. Nach kurzer Grillzeit lassen wir sie uns Mittags schmecken und genießen dann das sonnige
Wetter auf unserer Terrasse.
18.05.10: Fahrt nach Ringkobing und zum Leuchtturm "Lyngvig Fyr"
Heute nehmen wir Kurs auf die einzig größere Stadt in der Nähe - Ringkobing. Die knapp 40 Kilometer entfernte Stadt liegt
an der Nordseite des gleichnamigen Ringkobing Fjords. Wir parken unser Auto am Eingang zur Fußgängerzone und
schlendern zunächst runter zum Hafen. Hier liegen viele einheimische Fischerboote vertaut am Kai. Nur ein Fischer kehrt
gerade von seiner Fahrt zurück und verlädt die gerade gefangen Fische in sein rot getünchtes Fiskerhus.Vom Hafen aus
laufen wir am Fjord entlang, der hier von einem Spazierweg umsäumt wird. Diesem folgen wir ein gutes Stück in
südöstlicher Richtung und blicken immer wieder zum Wasser, das rechts neben uns in der Sonne glitzert.
Nach einer Weile drehen wir um und begeben uns auf gleichem Weg zurück in die Innenstadt. Dort verwöhnen wir uns mit
einem Latte Macchiato und einem leckeren Stück dänischer Zimt- bzw. Puddingschnecke. Auf unserer Rückfahrt schauen
wir noch kurz am Adventure Outdoor Mini Golf Platz vorbei, beschließen dann aber, dies auf einem anderen Tag zu
verschieben. Statt dessen besichtigen wir den Leuchtturm "Lyngvig Fyr", der nördlich von Hvide Sande steht. Der Turm ist
mit seinen 38 Metern der höchste Leuchtturm Dänemarks und wurde 1906 erbaut. Zusammen mit der 17 Meter hohen
Düne, auf der er steht, ergibt sich eine Gesamthöhe des Leuchtfeuers von 55 Meter. Vom Leuchtturm aus führen mehrere
kleine Fußwege zum Strand. Einen davon schlagen wir ein und haben auch von hier noch schöne Blicke zurück auf den
Turm.Da es schon später Nachmittag ist, beschliessen wir, nach Hvide Sande zum Essen zu fahren. Am Hafen finden wir
einen schönen sonnigen Platz im Cafe Marina und bestellen dort einen Fischteller. Bevor es zurück nach Bjerregard geht,
machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Segelschiff Maja, mit dem wir morgen einen Segeltörn machen werden.
19.05.10: Segeltörn mit der Maja
Um 11 Uhr legt das Segelschiff mit uns an Bord im Hafen in Hvide Sande ab. Der Himmel ist leicht bedeckt und es weht ein
frischer, teils kräftiger Wind, als Kapitän Jakob Jenssen Kurs auf die Nordsee nimmt. Ahoi. Beim Setzen der Segel dürfen
alle mithelfen und so ziehen wir mit vollen Kräften die Tuchbahnen gen Himmel.
Immer schneller zieht uns das knapp 100 Jahre alte Segelschiff Maja auf die offene See hinaus. Frischer Wind weht uns um
die Nase und wir genießen die Fahrt durch die Wellen. Kapitän Jenssen ist sehr aufgeschlossen und erzählt uns in
gebrochenem deutsch sein Seemannsgarn, während sich der Rest der 4-köpfigen Crew um Taue und Segel kümmert. Dies
lenkt uns von der aufkommenden Seekrankheit ab, die den ein oder anderen dann doch plagt. Gegen 13 Uhr sind wir
zurück im Hafen von Hvide Sande und verabschieden uns vom Kapitän und seiner Crew. Einigen Landratten wäre eine
Ausfahrt auf den ruhigeren Fjord dann doch lieber gewesen. :-)Wir fahren zurück ins Ferienhaus und lassen es für den Rest
des Tages langsam angehen. Durchgefroren vom kalten Nordseewind bringt der warme Kaminofen die Lebensgeister
wieder zurück.
Erst am frühen Abend beschließen wir, nochmal das Haus zu verlassen, um am Fjord unser Angelglück auszuprobieren.
Nach kurzer Fahrt Richtung Hegnet finden wir eine schöne Stelle am Ufer und beziehen am mit Schilf bewachsenen Ufer
unseren Platz. Leider ohne meßbaren Erfolg, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Zurück zu Hause, lassen wir den Abend
bei einem gemütlichen Kaminfeuer ausklingen.
20.05.10: Spaziergang im Vogelschutzgebiet Tipperne. Und wieder kein Barsch in Sicht!
Die Sonne scheint, blauer Himmel, kurzum: es ist ein herrlicher Urlaubstag. Heute unternehmen wir einen Ausflug in das
nah gelegene Vogelschutzgebiet Tipperne. Mit dem Auto fahren wir bis nach Nymindegab, das etwas südlich von
Bjerregard liegt. Dann nehmen wir den Vesterlundvej Richtung Bork Havn und erreichen nach gut drei Kilometern einen
Parkplatz mitten im Nirgendwo. Hier, an der Grenze von Syddanmark und Midtjylland, stellen wir das Auto ab undbeginnen
mit unserem Fußmarsch zur Halbinsel Tipperne (dänisch: tip-per-ne: "die Spitzen").
Der Weg wird umsäumt von einer tollen Landschaft. Die Tipperne ist durch Wiesen und kleine eingeschlossene Gewässer
geprägt und so ein wahres Vogelparadies. Landschaft, soweit das Auge reicht. Nur ganz entfernt sind einige Höfe und
Anglerhütten zu erkennen. Und ab und zu kommt uns ein Auto entgegen oder ein Traktor überholt uns. Ansonsten sind
wir hier ziemlich allein unterwegs und genießen das in vollen Zügen.Nach gut zwei Stunden fahren wir weiter nach Bork
Havn. Auf dem Weg dorthin passieren wir den historischen Wikingerhafen, doch den lassen wir heute aus. Uns steht eher
der Sinn nach einem Kaffee oder Eis. Dies lassen wir uns nach einem kleinen Bummel durch das überschauliche Örtchen
auf einer Bank am Hafen schmecken. Dabei beobachten wir das bunte Treiben der sportbegeisterten Wind- und Kitesurfer.
Gegen Abend brechen wir noch einmal zum Ringkobing Fjord auf. An einer Stelle vor Nymindegab soll es einen guten
Fangplatz für Hechte und Barsche geben. Mit zwei Angeln ausgerüstet nehmen wir auf einem Holzsteg, der weit ins Wasser
hineinführt, Platz. Doch das Glück ist uns heute nicht treu, und so geht die Sonne unter, ohne das wir einen schönen
Barsch an Land gezogen haben.
21.05.10: Dünenwanderung nach Skodbjerge und ein ruhiger Urlaubsausklang
Heute lassen wir es sehr langsam angehen. Der letzte Urlaubstag bricht an und wir beginnen ihn mit einem leckeren
Frühstück. Selbstgebackenes Brot (Melanie war gestern noch fleissig) und eine große Portion Rührei stehen auf dem Tisch.
Gut gestärkt machen wir uns gegen Mittag auf. Es geht zu Fuß den Radweg 1 entlang Richtung Skodbjerge. Der Weg ist
abwechslungsreich, mit einigen Biegungen und führt nach wenigen Gehminuten durch ein kleines Kiefernwäldchen. Hier ist
es nahezu windstill und wir merken, dass es heute wettermäßig der beste Tag der Woche werden wird.
Von fern hören wir die Nordsee rauschen. Gleich hinter den hohen Dünen, die links von uns auftauchen, muss das Meer
liegen. Wir verlassen den Radweg und schlagen uns dorthin durch. Wir betreten eine schöne Dünenlandschaft, diezwischen
uns und der Nordsee liegt. Viele kleine Wege schlängeln sich durch den Sand, gesäumt von niedrigen Büschen und
Gräsern. Vom Kamm der nächsten Dünen laufen wir durch feinen, warmen Sand abwärts zur See. Die Nordsee wirft heute
nur kleine Wellen an den Strand. Begleitet vom Rauschen und Tosen genießen wir den außer uns menschenleeren Strand.
Nur in weiter Ferne können wir den ein oder die andere Spaziergängerin sehen. Dafür entdecken wir zwischen den
Unmengen an Kieselsteinen immer wieder Muscheln, die wir fleißig in die Jackentaschen stopfen. Zurück in Bjerregard
besorgen wir uns frischen Fisch. Schade, dass es mit dem Selberfangen nicht so wie gewünscht geklappt hat. Wir suchen
uns im Fiskerhus frisches Dorsch- und Schollenfilet aus, welches Melanie zuhause flucks zubereitet und mit einer leckeren
Sauce Bernaise und Wildreis serviert. Ein perfektes (Nach)-Mittagessen auf unserer schönen sonnigen Terrasse.
Den Nachmittag über schmökern wir noch in den mitgebrachten Büchern. Und machen zum Abschluss noch den einen
oder anderen Saunagang. Dann heißt es leider Koffer packen, denn morgen geht es ab nach Hause. Es war sehr schön hier.
Vielleicht kommen wir irgendwann noch einmal zurück.
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